Die eintägige Turnfahrt der
Männerriege begann schon am Bahnhof
Bonstetten mit trübem, regnerischem Wetter. In Zug wechselten wir in den
Cisalpino, der so gut besucht war, dass wir die Fahrt
bis Arth-Goldau stehend absolvieren mussten. Im Regionalexpress nach Brunnen
wurden plötzlich die beiden Mythen erspäht, worauf etwas Hoffnung bezüglich des
Wetters aufkeimte, die sich aber später nicht erfüllen sollte.
Nach einer kurzen Fahrt mit dem
Bus standen wir am Fuss einer kleinen Privatseilbahn. Thuri,
der die ganze Wanderung geplant und organisiert hatte, meldete uns durch das
Seilbahntelefon beim Betreiber an, worauf sich bald darauf die Kabine mit den
ersten 6 Passagieren in Bewegung setzte. Etwa in halber Höhe des Rigimassivs erwarteten uns frische Gipfeli
und heisser Kaffee, den wir angesichts der Witterung besonders genossen. Nach
dieser Stärkung begann dann der erste Aufstieg, wobei es für die Handicapierten unter uns auch noch eine wesentlich flachere
Variante gab. Diejenigen, die die Anstrengung des Bergansteigens nicht gescheut
hatten, wurden auf dem ersten Gipfel mit einer phantastischen Sicht auf den
Zuger und den Urner See (gleichzeitig!) belohnt. Tief hängende Wolken verliehen
diesem Bild eine besonders dramatische Stimmung.
Nach dem Abstieg trafen wir in
einer Beiz, die zufällig am Wege stand, auf unsere Invaliden, die sich dort
bereits gemütlich eingerichtet hatten. Denjenigen, die auf dem Weg bis dorthin
bereits viel Flüssigkeit verloren hatten, diente Bier als bevorzugtes Getränk,
während für diejenigen, die sich ausgekühlt fühlten, wahlweise Kaffee Luz oder
Kaffee fertig in ausreichender Menge zur Verfügung stand.
Dermassen wiederhergestellt
nahmen wir die zweite Etappe Richtung Restaurant Burggeist in Angriff. Dort
angekommen, erwartete uns ein sehr freundliches Wirtepaar
zu einem üppigen Mittagessen. Zunächst durften wir noch unsere durchnässten
T-Shirts und Hemden zum Trocknen in den Tumbler geben; danach begann dann das
ausgedehnte Mahl mit erlesenem spanischem Rotwein, liebevoll zubereitetem
Salatteller sowie feinem Schweinesteak mit Nudeln und erstklassigen Pommes Frittes, für die alleine sich der weite Weg schon gelohnt
hätte. Jedenfalls kam die Küche mit der Nachlieferung der begehrten Erdäpfel
kaum hinterher.
Die inzwischen getrockneten
Hemden wurden wieder verteilt, und schon ging es weiter Richtung Rigi Kaltbad.
Aufsteigende Nebel schufen zeitweise eine gespentische
Stimmung, die Ruedi dazu nutzte, um Aufnahmen für den geplanten Werbefilm der MRB zu machen. Kurz vor dem
nächsten Ziel führte der Weg an markanten Nagelfluh-Felsformationen vorbei,
welche Anlass zu Diskussionen über die geologische Entstehung des ganzen Gebiets gaben.
Nun ging es bergab mit der
Seilbahn von Kaltbad nach Weggis, wo alsbald das
nächst gelegene Restaurant aufgesucht wurde, um den
Flüssigkeitspegel mit Bier oder Wein aufrecht zu erhalten. Beim Weg aufs Schiff
zündete Peter noch den Fahrer eines extravaganten Oldtimers an, weil dieser
eine seiner Ansicht nach viel zu hohe und daher eines so alten Autos
unwürdige Nummer aufwies.
Nun ergab es sich so, dass auf
dem Schiff via Beckenried nach Brunnen auch eine Hochzeitsgesellschaft anwesend
war. Das Brautpaar war offenbar mit dem besagten Oldtimer nach Weggis gefahren worden. Für beste Unterhaltung auf dem
Schiff sorgte eine kleine, der schweizerischen
Tradition verhaftete Live-Kapelle. Zwei Schwyzer-Örgeli
und ein gewaltiger Kontrabass sorgten für Tanzmusik und gute Stimmung. Rupis Hut wurde dann noch mit Blumen aus der reichlich
vorhandenen Tischdekoration verschönert, worauf dieser in nichts mehr dem Hut von Thomas nachstand.
Die beiden konnte nun nichts mehr halten - zur Musik des Trios legten sie einen
Tanz aufs Parkett - mit ihren dekorierten Hüten und gegenseitig einer Hand am unteren Ende der
Wirbelsäule des anderen wahrlich ein Bild für die Götter.
Die Braut, eine gewisse Claudia,
trug ein crèmefarbenes Kleid mit einer ebensolchen langen Schleppe und musste höllisch aufpassen,
dass sie diese nicht beim Vorbeigehen an unseren Wanderschuhen beschmutzte. Herbi,
der offenbar einige aufgeschnappte Wortfetzen richtig interpretiert hatte,
fragte eine Dame aus dem Umfeld der Braut, ob sie aus dem Emmental kämen - und
hat damit wieder einmal voll ins Schwarze getroffen.
Die Hochzeitsgesellschaft
verliess dann das Schiff und die Männerriegler machten zum Abschied eine Welle
für die Braut. Diese war sichtlich gerührt und empfand die Welle offenbar als
einen Höhepunkt ihres Festtages. Die Frage, ob sie am selben Abend noch einen
zweiten haben würde, gab Anlass zu den wildesten Spekulationen.
Wir setzten unsere Schiffsreise
noch bis Brunnen fort, wo die meisten wieder von einem gewissen Hungergefühl
beschlichen wurden. Dieses wurde spontan in einer nahe gelegenen Pizzeria gestillt und mit
einer Stunde Verspätung auf die Marschtabelle bestiegen wir wieder den Zug nach
Arth. Dort hatten wir sofort Anschluss
nach Zug (Cisalpino,
wieder stehend) und Bonstetten (S-Bahn, feucht-fröhlich). Gedankt sei an dieser
Stelle Thuri, dem Organisator dieser Reise, und allen
Sponsoren, die aus diversen Anlässen die eine oder andere Runde offeriert
haben.
Martin Knitsch